„Filmst du quer, siehst du mehr!“ Dieser Gedanke schwebt mir bei meinen Videoproduktionen immer im Kopf herum. Während ich mich dem 16:9 Breitbild in FullHD oder gar 4K bediene, reicht für den „großen“ Erfolg auf Instagram nur ein x-beliebiges Smartphone aus. Filmisch wie auch inhaltlich oberflächlich gestaltetet kurze Clips, meistens nur 24 Stunden online, sind das neue „Story-telling“ des Alltags und erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Mir stellt sich die Frage, ob diese Art von Medien die Zukunft dominieren wird?
Unser heutiger Alltag ist medialer denn je und wurde vor allem durch den einem Flächenbrand gleichenden Einzug des Internets dominiert. Das brachte sowohl viele Vorteile als auch Nachteile mit sich. So rufen Menschen, die eine Zeit lang versuchen „offline“ zu leben, unterdessen ein inneres Augenrollen bei mir hervor. In der heutigen digitalisierten Welt schaffen dies meiner Meinung nach nur die Wenigsten, da gerade unsere junge Generation faktisch damit groß geworden ist. Beim Betrachten einer Statistik aus den USA fällt mir auf, dass bei den 18- bis 24-jährigen die Smartphone Nutzung höher ist, als das Konsumieren von TV-Programmen1. Bei den über 35-Jährigen jedoch dominiert der Fernseherkonsum deutlich. Soziale Netzwerk, wie wir sie heute kennen, wurden für die breite Masse erst um die Jahrtausendwende interessant. Mit der immer flächendeckender gewordenen Verbreitung des Internets, öffnete sich für immer mehr Menschen das imaginäre Tor ins „World Wide Web“. Onlinedienste bauten erste soziale Netzwerke wie z.B. classmates.com oder sixdegrees.com auf. Auch wenn sie heute keine Rolle mehr spielen, waren diese Portale die Ersten ihrer Art. Als 2004 Facebook an die Macht kam, änderte sich vieles. Gepaart mit der immer größeren Beliebtheit von Smartphones in den 2010er Jahren und einem zunehmend zu fast jeder Zeit möglichen Internet-Zugang war ein wesentlicher Grundstein für die heutige „Immer-Online-Generation“ gelegt. Der Anteil der Smartphone-Nutzer in Deutschland stieg von 36% im Jahr 2014 auf 86% im Jahr 2020 an. Eine bemerkenswerte Entwicklung. Auch ich habe in der fünften Klasse mein erstes Smartphone nutzen können, wobei ich ebenso froh darüber bin, nicht schon von (ganz) klein auf damit aufgewachsen zu sein. Trotz meiner kritischen Sicht auf Plattformen wie Instagram wende ich erschreckender Weise dennoch viel Zeit auf, um mich durch meinen Instagram-Feed zu scrollen, zu swipen und zu liken. Allerdings gilt mein Konsum statistisch gesehen mit ca. einer Stunde pro Tag als „nicht kritisch“. Meine ursprüngliche Intention Instagram zu installieren war es, mehr Aufmerksamkeit für meine Homepage „sontak.de“ zu erlangen, da ich diese in der sogenannten „Bio“ meines Instagram-Accounts verlinken konnte. Der Plan ging weniger auf. Stattdessen scheint es mir, als würde eher mein Social Media-Profil besucht und angeschaut werden, als meine Website.
Die Entwicklung hin zu Social Media wie Instagram sehe ich zwar in der Zukunft als wahrscheinlicher, auf Begeisterung stößt dies aber bei mir nicht. Dass Social Media immer schneller, unmittelbarer und vor allem für jeden nutzbar ist, könnte eine Begründung dafür sein. Die nächste Tagesschau berichtet das, was in tausenden Twitter Einträgen bereits vorher zahlreich gepostet wurde. Auch viele Unternehmen haben einen vermeintlichen Nutzen darin erkannt, auf Plattformen wie Facebook oder Instagram vertreten zu sein. Ich habe beinahe das Gefühl das jeder noch so kleine Gewerbetreibende eine eigene Web-Präsenz oder mindestens ein eigenes Instagram- und / oder Facebook-Profil hat. Ob das ein Schritt in die richtige Richtung ist, wage ich zu bezweifeln. Viel zu groß und damit unübersichtlich wird das Angebot. Die Nutzer werden in den Sozial Media Kanälen mit Unmengen an kurzen, oberflächlichen und teils inhaltslosen Informationen überschüttet. Völlige Reizüberflutung und das Nachlassen von Aufmerksamkeit sind die Folge. Wer kennt das nicht, sich beim Suchen nach einer Information im Netz zu verlieren und darüber hinaus sogar vergessen zu haben, wonach man ursprünglich eigentlich gesucht hat? Die Gefahr in einer „Filterblase“ stecken zu bleiben und sich von Social Media lenken zu lassen ist enorm groß. Mit endlosem durchswipen von Informationen, Texten und Bildern, deren Wahrheitsgehalt leider nicht selten fragwürdig ist, verschwenden wir Lebenszeit, die fraglos hätte sinnvoller genutzt werden können. Umso mehr gefällt mir der Gedanke an eine Entwicklung zu gehaltvollen und durchdachten Websites.
Ein eigener, individueller Bereich im Internet den man je nach Fähigkeit inhaltlich frei und nutzergerecht gestaltet. Eine Aufmerksamkeit in Social-Media-Kanälen sollte höchstens ein Gimmick und davon unabhängig sein. Das die Reichweite und Sichtbarkeit der eigenen Website vermutlich geringer ausfällt, als beispielsweise auf Instagram oder Facebook, fühlt sich allerdings als ein Nachteil an. Hier könnte eine Art Vermittlerportal von Nutzen sein, welches passend nach den Interessen des Nutzers filtert und ihm dabei hilft, auf die Websites zu gelangen. Ein Portal, welches sich unbeachtet von Follower- und Like-Zahlen zum Beispiel auf die Komponenten Content und Wahrheitsgehalt konzentriert. Vielleicht das Startup der Zukunft?
Auch wenn sich Tendenzen abzeichnen, wird nur die Zukunft zeigen, in welche Richtung sich die Medien unserer Zeit entwickeln werden. Wünschen würde ich mir, dass wir uns nicht nur auf soziale Netzwerke konzentrieren, sondern uns auch die Zeit nehmen guten Content länger als zehn Sekunden anzusehen.